Ich wurde am 3.Juni 1952 in Luckenwalde, einer kleinen Industriestadt sechzig Kilometer südlich von Berlin, geboren. Meine Eltern sind sehr musikalisch, haben aber, abgesehen von ein paar Geigenstunden, die mein Vater absolvierte, keine musikalische Ausbildung. Zu Hause wurde sehr viel gesungen, so dass ich schon als kleiner Junge mit einem reichhaltigen Repertoire von Schlager bis Oper konfrontiert wurde. Bald konnte auch ich einen Großteil dieses Repertoires mein Eigen nennen. Der Bruder meines Vaters besaß als Erster in unserem Ort ein Tonbandgerät. Ein sowjetisches Röhrentonbandgerät! Ihm ist es zu verdanken, dass es Aufnahmen aus dieser Zeit von meinen künstlerischen Darbietungen gibt. „Du bist die Welt für mich“ Tauber/Tauber war mein erster großer Erfolg.
Bei jedem Familienfest wurde ich als Schlager/Opernsänger gefeiert (damals war ich fünf). Ein Jahr später kauften meine Eltern ein Klavier und sorgten dafür, dass ich das bekam, was ihnen nicht vergönnt war: Eine musikalische Ausbildung.
Mit fünfzehn kam ich nach Berlin zur Spezialschule für Musik, wo ich mein Abitur machen sollte, um danach Musik an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ zu studieren. Die große Stadt, die Pubertät und mein wachsendes Interesse an „Beat- und Soulmusik“ führten dazu, dass mein Interesse an so genannter „ernster Musik“ stark nachließ. Mit Internatskollegen gründete ich 1968 meine erste Band.
Nach der zehnten Klasse verließ ich die Schule und ging zurück in meine Heimatstadt. Dort lernte ich Werkzeugmacher mit Abitur. In Luckenwalde gab es erstaunlich viele Bands und ich träumte davon, in der besten Band des Ortes, „Die Raben“ mitspielen zu können. Im Oktober 1969 kündigte der Organist (wie Keyboarder damals genannt wurden) wegen Heirat. Ich bin sofort eingestiegen. Pech für meinen Vorgänger: Er hatte es sich nach einer Woche wieder anders überlegt. Ein Traum ging in Erfüllung. Jedes Wochenende fuhren wir durch das kleine Land und spielten unseren Beat.
1970 hatte ich meinen ersten Fernsehauftritt bei Heinz Quermann in seiner Talentsendung „Herzklopfen kostenlos“.
1972 zerstritten sich die Raben und es wurde die Band „Impress“ gegründet. Schlagzeug spielte übrigens Klaus Scharfschwerdt, der Trommler der Puhdys.
Nach der Fahne (Armeezeit) 1974, stieg ich in die Band „Progressiv“ ein. Ich schrieb erste eigene Songs. („Das Telefon“ Klammer/Kirchmann).
Dies war meine erste Profiband, d.h. ich durfte offiziell Musik machen und musste nicht außerdem einem „ordentlichen“ Beruf nachgehen. Die dafür erforderliche „Pappe“ (Berufsausweis) bekam ich an der Musikschule Berlin-Friedrichshain, wo ambitionierte Lehrer eine Spezialklasse gründeten, deren erfolgreicher Abschluss mit dieser begehrten „Pappe“ belohnt wurde. Eine Oase in der DDR-typischen Bildungslandschaft: Frei von jeder Ideologie, nur Musik. Einige Jahre vor der Wende wurde die Schule geschlossen. Auf dieser Schule tummelten sich fast alle Musiker, die die DDR mit ihrer Unterhaltungskunst
beglückten. So traf ich dort den Chef der Berliner Band „Prinzip“, deren Stil man als Gitarren betont und hart beschreiben kann. Ab 1977 war ich viertes Mitglied. Prinzip gehörte zu den populärsten Bands der DDR. 1978 nahmen wir die erste Prinzip-LP „Feuerrock“ auf. Der Song „Weit ist die Strasse“ Demmler/Kirchmann war mehrfach Nummer Eins in den Radio-Hitparaden.
1980 beschloss ich solistisch zu arbeiten. Ein Angebot der Veronika Fischer Band „4PS“, deren Musiker als Creme der DDR POP-Musikszene galten, warf jedoch meine Solo-Pläne über den Haufen. Ihr Songschreiber und Keyboarder, Franz Bartsch, war nach einem Auftritt in Westberlin geblieben. Ich rückte an seine Stelle. Wir spielten zwei Tourneen, dann blieb die Fischer ebenfalls im Westen. („Zwei Groschen Lied“Demmler/Bartsch, Live Meiningen 1981)
Zurück blieben vier ziemlich gute Musiker (Jürgen Ehle g, Frank Hille dr, Jäcki Reznicek b, und ich). Der Sänger der „Gauklerband“, André Herzberg, kam zu uns.
1981 gründeten wir „Pankow“. Herzbergs Bruder Wolfgang hatte ein Rocktheaterstück geschrieben: “Paule Panke“. Der Alltag eines Lehrlings wie er wirklich war. Wir machten Songs daraus und inszenierten das ganze mit sparsamen, aber wirkungsvollen Mitteln. In die Medien durften wir damit nicht. „So wie Paule Panke sind unsere Jugendlichen nicht!“ war das Argument der Kulturfunktionäre. Die anfangs euphorische Presse wurde zurückgepfiffen, kein Fernsehen, keine Platte. Live ließ man uns gewähren. Erst 1989, als die Suppe nicht mehr heiß war, erschien eine Rundfunk-live-Aufzeichnung aus dem Jahre 1982 auf Platte(„Nach der Arbeit“ Herzberg/Ehle).
Parallel zu meinem Wirken bei Pankow produzierte ich 1982/83 einige Songs solistisch beim Rundfunk der DDR. „Kinderspiel“ Karma/Kirchmann war Nr.17 in der Jahreswertung der DDR-Hitparade 1983.
Als Schauspieler trat ich zum ersten Mal 1987 in der Bühnenfassung von „Paule Panke“ in Erscheinung. Dort spielte ich einen weltfremden Opernbuffo im realen Sozialismus. Das Stück wurde trotz immer ausverkauftem Haus (Theater Schwedt) nach zehn Aufführungen abgesetzt.
Auf dem wohl bedeutendsten Pankow-Album „Aufruhr in den Augen“ findet man den Song „Langeweile“ Herzberg/Kirchmann. Das 1988 entstandene Lied beschreibt sehr genau das damals herrschende Lebensgefühl in der DDR und hat dem noch nicht richtig rollenden Stein der Wende vielleicht einen kleinen Stubser verpasst:“…das selbe Land zu lange gesehen, die selbe Sprache zu lange gehört, zu lange gewartet, zu lange gehofft, zu lange die alten Männer verehrt.“
Glasnost und Perestroika fanden in der DDR offiziell nicht statt. Einige nicht staatstreue Künstler kümmerten sich darum nicht, auch wenn ihre Kunst bald verboten wurde. So inszenierte Gerd Hof am Theater in Altenburg im Frühjahr 1989 das Stück „Nina, Nina tam Kartina“, zu dem ich die Musik schrieb. „Russisches Hollywood“ war Hofs Vorgabe. Es entstand der gleichnamige Titelsong „Nina, Nina tam Kartina“ Russisch-Schulbuch, Buhss/Kirchmann.
Nach der Wende spielte ich mit Pankow zwei Alben ein und verließ 1996 die Band. Zuvor (1995) hatte ich die Musik für den Spielfilm von Olaf Kaiser und Alexander Ris „Wer anhält stirbt“ mit Corinna Harfouch geschrieben.
Ein sehr bedeutendes Ereignis war für mich die Europa-Tournee 1990 im Ensemble von Mikis Theodorakis. Ich wünschte mir, Theodorakis-Songs in meinem Stil zu singen und zu spielen.
Nach dem Verlassen der Band Pankow war es dann soweit. Ich begann an dem Zyklus „Sonne und Zeit“ zu arbeiten, den Theodorakis im Gefängnis während der Junta in Griechenland schrieb. Die Lieder stellen, wie Theodorakis selbst sagt, etwas Besonderes in seinem Gesamtwerk dar. Als er die ersten Aufnahmen von mir hörte, war er sehr erfreut. Der Filmemacher Klaus Salge hat einen Film über ein Konzert, das 1998 in der Berliner Passionskirche stattfand, gedreht und in dem Theodorakis an den Schauplätzen von damals in Athen erzählt, wie einzelne Songs entstanden sind. In diesem bei ARTE in der Reihe „MUSIC PLANET“ gezeigten Film sagt Theodorakis: “Das, was die Arbeit von Kirchmann ausmacht, ist, dass er die Verzweiflung, die in den Liedern steckt, sehr gut musikalisch umsetzt.“ Das hat mich nun wiederum sehr gefreut. Dieses Konzert ist bei der griechischen Firma Lyra als Live-Album erschienen. Einen Bonustrack habe ich mit Theodorakis gemeinsam im Studio aufgenommen. 2002 habe ich mit den Musikern Jannis und Thanassis Zotos, Christian Sade und Ulrich Maiß ein Studio- Album von „Sonne und Zeit“ aufgenommen („Down on the earth“ Theodorakis/Kirchmann).
Von Dezember 1996 bis September 2002 arbeitete ich mit der Berlin-Kreuzberger Chansonsängerin und Schriftstellerin Annette Berr zusammen. Es entstanden ein Live- und ein Studioalbum.
(„Helene B“ Berr, Pieper/Kirchmann)
1997/98/99 jeweils im Sommer spielte ich in Weilheim in Bayern Theater(„Die heilige Johanna“ von Shaw, „Jedermann“ von Hoffmannsthal).
1998 schrieb ich den größten Teil der Songs für den Film „Abendland“ von Fred Kelemén, und spielte darin eine kleine Rolle („Unten am Fluss“ Kirchmann/Kirchmann).
1999 komponierte ich die Musik für den Film „Tolle Lage“ von Sören Voigt, in dem der ehemalige DDR-Schlagerstar Michi Fanselow eine wichtige Rolle spielt. („Mauerblümchen“ Kirchmann/Kirchmann).
2001 komponierte ich die Musik für den Film „Drei Stern Rot“ von Olaf Kaiser („Anker“ Kirchmann)
und den Kurzfilm „Calls“ von Sören Voigt, 2002 einen Teil der Musik des Films „Identity Kills“ von Sören Voigt. Was ich zur Zeit treibe, siehe unter „Aktuelles“.